15. Oktober 2014

Parfum: Nicht nur Duft, sondern Kunst

Ich hatte die Gelegenheit, ganz exklusiv mit dem Parfumeur Uwe Manasse über die Kunst der Duftkomposition zu sprechen.

Coty Prestige lud am Montag im Hilton Cologne zu einer Veranstaltung der besonderen Art ein. „Lust auf Duft“ hieß die Veranstaltung. An verschiedenen Stationen konnte man hier Düfte hautnah und interaktiv erleben.

So gab es ein Duft-Quiz, bei dem man ausgewählten Essenzen den richtigen Namen zuordnen musste. Gar nicht so einfach – ich lag meistens daneben. Auch die Ecke, die unsere Nasen auf die Probe stellte, war total interessant. Sechs Aromen, die sich unter identischen Glocken befanden, galt es zu erschnuppern. Alle Assoziationen, die einem dabei durch den Kopf gingen, hielt man in einem Buch fest. Lustig, wie unterschiedlich die von Teilnehmer zu Teilnehmer waren.

Neben neuen Düften wurden übrigens auch Designer wie Roberto Cavalli, Jil Sander oder Calvin Klein samt Biographie und Couture-Kreationen ausgestellt.

 

In der Kompositions-Ecke traf ich dann meinen Interviewpartner: Parfumeur Uwe Manasse. Mit ihm sollte ich eigentlich nur ein kurzes Interview führen. Es entwickelte sich aber ein richtig interessanter Dialog daraus, so dass ich Euch so einiges zu erzählen habe.

Uwe Manasse war ursprünglich Delikatessen-Händler und arbeitete dann als Aroma-Therapeut. Erst danach ergriff er den Beruf des Parfumeurs. Wenn man sich mit ihm unterhält, merkt man sehr schnell, dass er für seinen Beruf lebt. Fast poetisch klingen Aussagen wie: „Keine Kunstform kommt so dicht an den Menschen heran wie Parfum.“ Oder: „Es gibt keine Sprache für Duft“. Deswegen würden meistens Metaphern geschaffen, die die Persönlichkeit eines Duftes bestmöglich beschreiben.

„Duft wird im Kopf hart verdrahtet“, verrät er mir außerdem. Was so viel heißen will wie: Was man einmal mit einem Duft verbindet, verändert sich nie wieder. Auch damit hat er recht, wie ich finde. Denken wir doch nur an die ganzen Gerüche aus unserer Vergangenheit: Bei einer frisch gemähten Wiese kommt uns beispielsweise sofort der Garten unseres Elternhauses in den Sinn oder bei frisch gebackenen Keksen Omas Spritzgebäck.

Auch zum Thema „Duft im Wandel“ habe ich Uwe Manasse befragt. Ich war sehr überrascht, wie vielen Einflüssen die Duftbranche ausgesetzt ist. „Parfum ist Natur, Parfum ist Politik, Parfum ist Chemie, Parfum ist Kultur“, so Manasse. Weltweit werden von nur einer Handvoll Chemikern regelmäßig neue Moleküle entwickelt. Ein Molekül mit Namen Cassyran ermöglicht etwa seit Kurzem die Herstellung eines neuen Johannisbeer-Aromas. Meister Manasse tippt, dass es in den nächsten Jahren daher eine Reihe Parfums geben wird, bei denen Johnnisbeer-Aromen im Mittelpunkt stehen.

 

 

Und ja, selbst die Politik hat Einfluss auf die Parfumkultur. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass in der Saison 2014/2015 aufgrund der aktuellen Unruhen in der arabischen Welt sogar eine der wichtigsten Duftmessen ausfallen wird.

Auch kulturell sind Düfte über die Jahre hinweg natürlich Veränderungen unterworfen. „Parfum ist nicht nur ein Konsumprodukt, sondern Kunst, die einer bestimmten Stilrichtung folgt“, so Uwe Manasse. Der größte Trend, der sich in den letzten 60 Jahren im Parfumbereich entwickelt habe, sei der, dass die Geschlechter immer näher zusammenrücken und die klaren weiblichen und männlichen Strukturen aufweichen. Noch vor 40 Jahren hätten Männer Düfte wie Davidoff Cool Water, Gaultiers Le Male oder Diors Fahrenheit nicht als Herrendüfte erkannt.

Aktuell gibt es etwa 17800 Düfte auf dem Markt. Da interessiert mich am Ende des Gesprächs natürlich: Welchen Duft trägt der Meister selbst? Zwischen zehn und zwölf Düfte habe er daheim sagt er. Überraschend wenig, wie ich finde. Und am liebsten trage er „unfertige Strukturen, um sie zu verstehen.“
Danke Herr Manasse!

Ihr Lieben, leider ist es unmöglich, Euch alles zu erzählen, worüber wir gesprochen haben. Ich hoffe dennoch, dass Euch das Lesen meines Beitrags genauso viel Spaß gemacht hat wie mir das Gespräch mit Uwe Manasse.

Was mich natürlich noch interessieren würde: Was verbindet Ihr mit bestimmten Düften? Welche Erinnerungen werden bei Euch geweckt, wenn Ihr einen ganz bestimmten Duft in die Nase bekommt? Ich freue mich auf Eure Kommentare!

Liebe  Grüße, Bettina von blog.douglas.de

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